„Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ – was wirklich in den Napf kommt

Beef rib steak raw on a butcher paper at supermarket on a rustic dark wood

🧨 „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ – was wirklich in den Napf kommt
Von Dr. Sebastian Stark – Tierarzt & Klartext-Redner mit Sezierblick

 
„Mit viel Fleisch“ steht auf der Packung. Drinnen: ein Huhn, das vermutlich nie eins war.
Willkommen in der Welt der Deklarationstricks, wo alles erlaubt ist – außer Ehrlichkeit.

Wenn auf einem Futter „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ steht, glauben viele: "Da ist Muskelfleisch drin – vielleicht Herz, Leber, feine Filetstücke, eben das Gute vom Tier."

Tja. Schön wär’s.
Die Wahrheit ist bitter. Und sie riecht meistens nach Abfall.

 
🧾 Was heißt eigentlich „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“?
Der Gesetzgeber erlaubt diesen Ausdruck – ohne nähere Pflicht zur Konkretisierung.
Er kann – wohlgemerkt: kann! – enthalten:

Muskelfleisch
Herz, Leber, Lunge, Niere
Schlund, Kehlkopf, Euter, Milz
Blut, Haut, Sehnen, Knorpel, Bindegewebe
Fellanhaftungen, Darminhalte (vorgeklärt, versteht sich)
Federn, Krallen, Schnäbel, Klauen – verarbeitet zu „Proteinträgern“
Und das Ganze je nach Herstellerlaune, Charge oder Tagespreis.
Was gestern noch Leber war, ist heute vielleicht Luftröhre. Und morgen nur noch Wasser mit Aromen.

 
🎩 Die Zaubershow: Wie aus Müll „Fleischanteil“ wird
Kleines Gedankenexperiment:
Du hast 4 kg Hühnerhäute, 3 kg Lunge, 2 kg Därme und 1 kg Muskelfleisch.
Was schreibst du drauf?

Na klar: „Mit Huhn“. Oder „reich an Geflügel“. Oder „hoher Fleischanteil“.
Denn solange das Material vom Huhn stammt, darf man das so nennen.

Und voilà: Aus Resten wird ein Premiumprodukt. Für 8,99 € das Kilo.

 
🚫 Das große Missverständnis: „Nebenerzeugnisse sind doch Innereien?“
Nein. Nicht immer. Und nicht nur.
Innereien wie Leber oder Niere können sehr wertvoll sein – keine Frage.
Aber wenn nicht genau draufsteht welche Innereien – dann ist es ein Rohstoff-Glücksrad.

„Tierische Nebenerzeugnisse“ ist ein legaler Sammelbegriff für alles, was nicht Muskelfleisch ist – also auch das, was du keinem Hund geben würdest, wenn du’s auf dem Tisch siehst.

 
💰 Warum Hersteller das tun
Weil es billiger ist
Weil der Begriff gesetzlich erlaubt ist
Weil Konsumenten nicht lesen – oder nicht verstehen
Weil der „Fleischanteil“ so schön hochgerechnet werden kann
Weil es einfacher ist, „tierisch“ zu schreiben als „aufgeplatzte Därme in Brühe“
 
🕵️ Wie erkennst du gutes Futter?
Nicht am Preis. Nicht an der Verpackung. Nicht an der TV-Werbung.
Sondern an der Deklaration.

🔍 Klartext heißt z. B.:

„Muskelfleisch vom Huhn (40 %), Hühnerherz (10 %), Leber (10 %)“
Keine anonymen Sammelbegriffe
Kein „Fleischmehl“, „Tiermehl“, „Fleischhydrolysat“ ohne Herkunftsangabe
Transparente Prozentangaben, keine „mindestens“ und „unter anderem“
 
🧠 Fazit: Wer lesen kann, schützt seinen Hund
Wenn du deinem Hund wirklich etwas Gutes tun willst, dann schau genau hin, was auf der Verpackung steht.
Nicht das Bild vom Steak zählt – sondern die Worte daneben.
Und wenn da nur steht: „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ – dann weißt du jetzt, was du bekommst.

Abfall mit Etikett.

 
📌 Du bist dir unsicher, was das Futter deines Hundes wirklich enthält?
Dann schick mir ein Foto vom Etikett – ich zerlege es für dich.

Bleib kritisch – dein Hund kann es nicht lesen. Aber du.
Dr. Sebastian Stark